Christa Schechtl's
"Der Schrei" 1
Tien-Tien im Todeshaus von Taipeh.
Zwei Tage später wäre sie im danebenliegenden Müllberg lebendig
begraben oder vergiftet worden. Tien-Tien war der einzige Hund, der sich
mit letzter Kraft an das Eisentor hochzog, gotterbärmlich jaulte-
und sich somit selbst rettete.
Ein Besuch bei einem Münchner Verleger sollte mein Leben schlagartig verändern.
Es war in den 80er Jahren, als Kanada zum erstenmal mit der
Robbenschlachtung anfing und ich aktuelle Bilder dazu besorgen sollte. Ich
war damals bei der Jugendzeitschrift BRAVO, zuständig für Reportagen von
Jugendschicksalen, hatte ein unbekümmertes Gemüt und keine Ahnung,
wieviel Tierleid es auf der Welt gibt.
Verleger
Franz Hirthammer hatte bereits Bilder von den Robben und übergab mir auch
das Tierversuchsbuch von Hans Ruesch "Nackte Herrscherin" mit der
Bemerkung: "Dieses Buch wird Ihr Leben verändern, Frau Schechtl". Der weise Mann sollte recht behalten. Mein Leben
war nie mehr so, wie es vor dieser schicksalhaften Begegnung war.
Ein paar Minuten später hatte ich Tien-Tien im Arm. Sie konnte ich retten, doch hundert andere warteten an diesem Tag auf ihren Tod. Ein Herz und eine Seele: Mirjam aus der Schweiz gab dem leidgeprüften Tier endlich ein überaus liebevolles, kuscheliges Zuhause.